Eine linked In-Analyse hat untersucht, welche Fähigkeiten im Recruiting am Stärksten nachgefragt werden. Auf Platz 1: Kreativität. Ein guter Grund mal wieder über menschliche Kreativität und den damit verbundenen Flow zu schreiben.

Das Geschenk gelebter Kreativität

Der Begriff, der uns von Mihaly Csikszentmihalyi geschenkt wurde und dessen Entdeckung und der dazugehöirge Zustand zu den besten Entdeckungen der Psychologie zählt. In meinem Artikel aus dem Jahr 2014 „Neulich im Flow“ findet ihr mehr dazu. Heute, viele Jahre, viel Erfahrung und reichlich Wissen später, vertrete ich die Meinung, der Zustand des Flows geht weit über das hinaus, was gemeinhin darunter verstanden wird und möchte Euch einladen, zuzufühlen. Seit vielen Jahren unterstütze ich Menschen in Systemen, ihre Kreativität zu entdecken und zu entwickeln. Mit Unterstützung diverser Tools und dem Verständnis des kreativen Prozesses.

Flow – MEHR ALS EIN TOOL

Ja, ich halte Kreativität für einen ganz wesentlichen Faktor, denn letztendlich macht uns Kreativität, diese wunderbare Fähigkeit aus und neue Ideen, ein Produkt eben dieses Prozesses, sind gefragt wie nie. Aber was ich im Umgang mit Kreativität erlebe ist, dass es oft beim reinen Einsatz als Tool bleibt. Dieses Problem sehe ich übrigens auch bei der armen agilen Sau, die noch immer durchs Dorf getrieben wird. So unangenehm wie es ist, wir müssen tiefer graben. Es geht um Haltung, nicht um Tool oder Skill, so stimme ich nicht mit der Studie überein, denn Kreativität allein reicht nicht (mehr). Wir brauchen mehr Flow Momente, allein und mit anderen. Unsere Welt ist im Umbruch und das exponential. Je schneller sich die Welt verändert, umso radikal endlicher wird unser Wissen beziehungsweise Erfahrungswissen. Ich behaupte, die Key Qualifikation die wir als Menschen entwickeln müssen, ist die Fähigkeit, im Flow zu sein. Wenn alles herum in Bewegung ist, muss es auch der Geist sein und eben darum geht es.

When everything around is in permanent flux, the mind also has to learn to be flux.

Flow ist ein positiver Bewusstseinszustand, erzeugt förderliche Körperchemie und erlaubt uns Zugang zu unserem Potenzial. Oder auch: Flow ist ein wissenschaftlich nachgewiesener positiver Bewusstseinszustand zwischen Gipfelerfahrung (peak experience) und Höchstleistung (peak performance).

FLOW ist der Zustand in dem du dich am glücklichsten und am leistungsfähigsten fühlst.

Bevor ich von Magie spreche, lade ich mit ein paar Fakten Euren Verstand ein damit er zuhört. Tue ich das nicht, rebelliert er gern und versperrt Euch mit seinem blabla den Zugang. Spielt beleidigte Egoleberwurst. Wäre ja schade! Also, lieber Verstand, hier ein paar wissenschaftliche (das mag er besonders gern) Fakten zum Flow – wissenschaftlich auf drei meßbaren Ebenen erklärt:

  • Anatomie
    Die Aktivität im präfrontalen Kortex, dem Sitz unserer Kontrolle, Vernunft, Beurteilung nimmt ab, juju, wir werden unvernünftig.
  • Neuroelektrizität  
    Jeder Bewusstseinszustand geht mit spezifischen Gehirnmusterwellen einher. Im Flow werden vornehmlich Alpha und Theta- Wellen (link zu Gehirnwellen) gemessen. Das sind die Wellen, die unseren Körper veranlassen, Botenstoffe für Wohlbefinden und Regeneration auszuschütten.
  • Neurochemie
    Wie schon unter 2 geschrieben, werden im Flow Neurotransmitter ausgeschüttet. Wir erzeugen unseren eigenen Drogencocktail, der aus Dopamin (Motivationsmolekül), Endorphin und Noradrenalin (Glückshormone), Oxytocin und Serotonin (Bindungshormone) und Endocannabinoide.

Das, lieber Verstand, sollte doch ausreichen um Dich neugierig zu machen und ein gutes WARUM sein, um mir weiter zuzuhören. Im Flow kommunizeren und kooperieren alle Gehirnregionen optimal miteinander. Unser gesamtes System ist kohärent. Als Künstler ist das Erleben von Flowmomenten ebenso selbstverständlich und erstrebenswert wie für Leistungssportler und Kinder. Die Fähigkeit Flow zu erleben, ist also einem jeden von uns gegeben. Also, keine Ausreden mehr.

Ich habe in meinem Leben mehr als einmal eine Erfahrung davon gemacht, wie stark der Einfluss dieser Bewusstseins- und Körperdrogenzustände auf mein Leben ist. Ich bin glücklicher, leistungsfähiger und vor allem anpassungsfähiger. Und gesünder! Ich wurde in Stresssituationen schon häufig gefragt, ob bzw. welche Drogen ich nehme, da ich so gelassen wirke. Ich antworte darauf immer mit einem klaren JA. Ich nehme nicht nur, ich produziere, ständig und bin daher quasi naturestoned. (Anm.: Körpereigene Drogen produzieren wir eh alle immer, dann doch gern positive.) Das ist nicht nur preisgünstiger, sondern auch wesentlich gesünder als das Hinzuführen externer Drogen.

Einer Studie zufolge sollen lediglich 5 % der Berufstätigen diesen wunderbaren Zustand regelmässig erleben.

Darum dieser Apell an den Künstler in Dir. Flow ist Kohärenz und in kohärenten Systemen ist so viel mehr möglich. Ich habe vor ein paar Wochen mit einem Team von 20 Leadern eines internationalen Konzerns drei Stunden mit meiner Team Flow Methode gearbeitet und die Feedbacks waren eindeutig. Tiefe Erkenntnisse der Zusammenarbeit, von Menschen, die gewohnt sind, ihre Ratio einzusetzen, haben uns alle sehr berührt. Wir haben ohne Worte gemeinsam einen Team Flow erlebt. Diese Momente, die ich als magisch bezeichne und die uns direkt erleben lassen, wie effizent Co-Kreativität ist und das es mehr als Worte gibt um ein gemeinsam definiertes Ziel zu erreichen.

Leitsätze

Wenn Du bis hier hin gelesen hast, bist du hoffentlich daran interessiert, wie Du diesen Zustand in dir kultivieren kannst. Interessant war für mich die Erkenntnis, dass es viele Gemeinsamkeiten von FLow-Erlebnissen und Achtsamkeit gibt. Wie zum Beispiel die Entwicklung des sogenannten Onenessmodells, der Bewusstseinszustand einer Einheitserfahrung (Oneness).

Hier in Kürze meine Leitsätze für Flow Moment ausserhalb meiner künstlerischen Tätigkeit im Atelier:

  • Sinn oder auch „Start with Why“:
    Bestimme für dich dein Warum, den größeren Sinn dem du Dein Sein widmest. Und kleiner: gib deinen anstehenden Aufgaben oder Projekten eine Überschrift, einen Sinn, eine Klammer.
  • Entschleunigung 
    Hast du es eilig, gehe langsam.
  • Radikale Akzeptanz oder auch Hingabe
    Wähle was ist, nicht was du willst.
  • Aufmerksamkeit
    Wertvoller denn je, Lerne, deinen Geist im Hier und Jetzt zu haben, vermeide Ablenkung. Die Energie folgt deiner Aufmerksamkeit.
  • Glückskompass oder auch „Trust your instinct
    Lerne, deiner inneren Stimme zu vertrauen.
  • Mehrsinn
    Glaube daran, dass mehr möglich ist, als du denkst. Das Bild, das Du siehst ist nur ein Ausschnitt dessen was ist. Selektiert durch das, was du für möglich erachtest.
  • Unterscheide
    Wann bedarf es Chaos, wann Struktur, wann Ratio, wann Emotio, wann laterales, wann divergentes Denken. Setze diese wunderbaren menschlichen Fähigkeiten gezielt ein.
  • Verkörpere
    Flow ist Bewegung, also binde deinen Körper ein. Die kleinste mächtige Einbindung ist der Atem, im Meeting tanzen kommt dann später.

Wer tiefer einsteigen möchte, möge sich melden. Ich werde nach und nach auch im Blog verlinken und erklären. Für heute wähle ich Pareto, denn TUN ist wichtiger als den Beitrag durch meinen inneren Perfektionisten nicht rauszuschicken. Ich widme mich jetzt weiter mit Hingabe der Erforschung dessen, was Menschen Veränderung erleichtert und Gemeinschaft unterstützt und appeliere mit Herz und Intellekt an den Künstler in dir, freue mich über konstruktiven Austausch mit dem Künstler in dir.

Bild: Birgit Dierker