„Das Stimulanz für jeden Lernprozess muss eine Spontaneität des Lernenden herausfordernde Staunensfrage sein, die dem Leben nahestehen sollte!“
– Martin Wagenschein, Physiker und Pädagoge –
Wikipedia sagt dazu, es handelt sich um einen neurobiologische Vorgang der Erregung einem inneren Unruhezustand, der sich motivationsfördernd auswirkt, bisher Unbekanntes zu erforschen und zu lernen. Und, dass durch Staunen initiiertes Lernen von innen, also intrinsisch motiviert ist. Klingt doch gut, oder?!
Wann also hast Du das letzte Mal gestaunt?
Staunende Menschen fragen mehr, wissen mehr, erleben mehr und machen Unmögliches möglich. Sie stellen ihre Wahrgebung immer wieder in Frage. Es bedarf also der Fähigkeit, einen neuen Blick auf die Welt zu werfen, es Bedarf der Bereitschaft ANDERS hinzusehen. Wir Menschen haben die Fähigkeit zu Staunen. Vielen Erwachsenen ist diese Fähigkeit schwer zugänglich. Liegt es an der Devise: Wissen ist Macht? Liegt es an der Tatsache, dass wir gelernt haben, uns über unser Wissen zu positionieren? Und passt das Staunen, also das Nichtwissen in unsere Führungslandschaft?! Liegt es ganz einfach daran, dass wir meinen, alles zu kennen.
Been there, done that?
Wenn ich mit der aktuell wichtigsten Beraterin aus meinem Stab, der zweijährigen Nike, durch die Welt gehe, erkenne ich, wie frei sie staunt. Wie sie Wunder entdeckt und ich mit. Hören Sie mal einem Erwachsenen zu, wie fast schon brutal, vermeintliches Wissen in die Welt betoniert wird. Ja, wir wissen heute so viel wie noch zu keiner Zeit vorher und doch, erkenne ich immer mehr, wie viel ich noch nicht weiß. Freue mich auf neue Fragen und liebe es, eine Situation, die für alle klar ist, in Frage zu stellen. Für mich ist heute das Nichtwissen Macht. Das weiß ich.
Mein Künstlerblick ist voller Neugier und Faszination, er nimmt nichts als gesetzt und so erschließen sich mir Möglichkeiten und Neues kann entstehen. Wenn Einstein sich seine Neugier nicht bewahrt hätte, wenn er sich nicht getraut hätte etwas so Selbstverständliches wie die Zeit in Frage zu stellen, gäbe es dann die Relativitätstheorie?
Der Mensch ist zum Staunen fähig.
Offenheit, Durchlässigkeit, Aufmerksamkeit, durch sein Unterscheidungsvermögen, seine Aufgewecktheit und nicht zuletzt seine Neugier. Was für Wunderwerke wir sind. Glatt zum Staunen. Im Augenblick des Staunens halte ich die Welt für einen Moment an, ich kann einen Moment in ganzer Intensität wahrnehmen und darin Glück und Freude erfahren. Wie bereichernd das doch ist, im Gegensatz zu all denen die alles schon wissen und voraussehen.
Eine gute Lehrmeisterin ist Alice, die uns in ihrer Offenheit und Neugier in den Sog dieser verrückt-geordneten und federleicht-psychologischen Erkundung entführt. Direkt ins Wunderland, direkt ins Staunen.
„Das kann ich nicht glauben!” sagte Alice. „Nein?” sagte die Königin mitleidig ”Versuch es noch einmal: tief Luft holen, Augen zu…” Alice lachte. „Ich brauch es gar nicht zu versuchen,” sagte sie. „Etwas Unmögliches kann man nicht glauben.” „Du wirst darin eben noch nicht die rechte Übung haben”, sagte die Königin. „In deinem Alter habe ich täglich eine halbe Stunde darauf verwendet. Zuzeiten habe ich vor dem Frühstück bereits bis zu sechs unmögliche Dinge geglaubt.”
– Lewis Carroll, aus: Alice hinter den Spiegeln –
Fazit für Führungskünstler: Wenn ich staune, wenn ich etwas mit Neugier betrachte, kann es sich auf eine ganz neue Weise zeigen.
Ein vermeintlich schwieriger Mitarbeiter kann sich in der Begegnung mit einer neugierigen, staunenden Führungskraft in einem anderen Bild zeigen. Ich öffne mich für Möglichkeiten und es zeigen sich dadurch Potenziale, die mir vorher verschlossen waren. Für mich ist Staunen eine Fähigkeit, die zu entwickeln in dieser disruptiven Welt von großer Wichtigkeit ist. Wir müssen sie nicht mal lernen, es gilt nur, sie staunend wiederzuentdecken. Und das ist wie so vieles eine Entscheidung. Vielleicht konnte ich Dich für diese Entscheidung gewinnen, Dich inspirieren, ich bin neugierig …